Wolf, Christa - Medea Stimmen

Autor: Claudine Fleury
Fachbereich: Deutsch - Literatur, Werke
Kategorie: Referat / Schulaufsatz
Jahr: 2000


I Medea

Medea liegt von hohem Fieber geplagt in ihrem Bett und sinniert über ihre Vergangenheit nach. Dabei spricht sie stets zu ihrer Mutter, die nicht anwesend ist. Ihre Gedanken sind sehr wirr und ungeordnet. Sie erinnert sich, wie ihre Mutter ihr die Linien in ihren Handflächen gezeigt hat... ,,Was ist nur mit meinem Kopf, dass er die Gedanken in ganzen Schwärmen loslässt, warum fällt es mir so schwer, den einen Gedanken aus dem Schwarm herauszufischen, den ich brauche." Und dann kommt ihr auf einmal in den Sinn, was sie im Moment so sehr plagt: ihre neulich gemachte Entdeckung, ihr Geheimnis, das sie niemandem erzählen will. Sie ist mit Jason an einer Tafel im korinthischen Königshaus eingeladen gewesen. Als sich Merope, die Königin, ganz unerwartet und ohne sich zu verabschieden von der Tafel entfernt hat, ist ihr Medea gefolgt. ,,Da sah ich sie, ihre Aura fast vollständig verdunkelt von unstillbarem Leid, so dass mich ein Entsetzen erfasste und ich ihr nachgehen musste..." Die Verfolgung hat sie weit hinab in das Höhlengewirr des Palastes geführt. Medea hat ein Wimmern gehört und kurz darauf erkannt, wie eine Frauengestalt erscheint und die wimmernde Merope, deren Blick an den Felsen gegenüber gefesselt ist, hinter sich her, wegzieht. ,,Ich musste das Geheimnis dieser Königin kennen." Medea hat dann mit ihren Händen die Felswände abgetastet und hineingeritzte Linien erkannt, die sich zu Zeichen zusammensetzen, zu Figuren, die man in Korinth in den Höhlengräbern hochgestellter Toter anbringt. Ihr Verdacht hat sich bestätigt, als sie zu der Wand hinübergekrochen ist, auf die die Königin zuvor gestarrt hat und mit widerstrebenden Fingern hat sie dort einen schmalen kindlichen Totenschädel, feinknochige Schulterblätter und eine zerbrechliche Wirbelsäule ertastet. Schnell hat Medea die Gruft verlassen.
Sie erinnert sich weiter an jene Tage, als ihr Schicksal seinen Anfang genommen hat. Als Jason mit dem Schiff und seinen Männern in Kolchis angelegt hat. Jason hat das Vlies haben wollen, Medea weiss, ihr Vater, der König, hat es ihm nicht geben wollen. Sie hätte ihrem Vater helfen müssen, doch dieser hat einen zu hohen Preis angesetzt. ,,Mir blieb nichts übrig als Verrat." Trotz allem fühlt sich Medea von ihrer Mutter verstanden: ,,Als du am Ufer standest, um mich zu verabschieden, gabst du mir zu verstehen, du billigtest, was ich tat."
,,Ich glaube, es ist meine Schwäche, Mutter, es ist die Augenblicksschwäche, dass ich diesen Gedanken heute ausgeliefert bin." Medea sagt, sie beginne zu verstehen. Dieser Verwirrung Medeas wird durch ,,ellenlange" Sätze verstärkt Ausdruck verliehen.

Mir scheint, sie bereut ihre Flucht von Kolsis nach Korinth. Sie fühlt sich für das Schicksal von Lyssa verantwortlich.

II Jason

Jason denkt, wie Medea, über das Vergangene nach. Er sagt, er sei zwischen seiner Anhänglichkeit an Medea und seiner Pflicht, auch Lust, dem König Kreon zu Diensten zu sein, hin- und hergeworfen. Er erinnert sich an seine Reise nach Kolchis und wie er Medea kennengelernt hat. Jason beschreibt immer wieder wie er sie damals erlebt hat, als er sie in ihrer Heimat zum ersten mal gesehen hat. ,,Ein nie gekanntes Ziehen in allen meinen Gliedern, ein durch und durch zauberhaftes Gefühl, sie hat mich verzaubert, ist es mir durch die Sinne gegangen, und in der Tat, das hatte sie." (S.52/Z.11) Er empfindet sie ganz eindeutig als eine Art Zauberin: ,,Irgendwann murmelte ich, du bist eine Zauberin, Medea, und sie, unverwundert, sagte einfach: Ja." (S.74/Z.18) In Kolchis hat er beobachtet, wie Medea unter ihren Kolchern eine Ehrfurcht und grosses Ansehen geniesst. Diese Ehrfurcht ist ihr dann auch in Korinth erzollt worden. Dies mit Aktionen wie zum Beispiel jener, als sie die Korinther zum Pferdefleischessen gezwungen hat und auf diese Weise die Hungersnot zur Zeit der grossen Dürre abgewendet hat.
Jason bezeichnet Medea als herausfordernd, als stolzes spöttisches Wesen. Er ist wegen seiner Frau in grosse Konflikte geraten ,,Das Weib wird mir zum Verhängnis." (S.47/Z.1) Jason begründet ihr Auseinanderleben mit Medeas provokativem Verhalten den Korinthern gegenüber, doch Medea sagt: ,,Sie haben aus jedem von uns den gemacht, den sie brauchen. Aus dir den Heroen und aus mir die böse Frau. So haben sie uns auseinandergetrieben." (S.64/Z11)
Jasons aktuelles Problem ist, dass irgendwelche Leute eine alte Geschichte, jene die besagt, dass Medea ihren Bruder getötet habe, ausgegraben haben, die ihm in Bezug auf seine Thronabsichten schaden könnte. ,,Da läuft etwas schief, ganz schief, und ich kann es nicht aufhalten." (S.75/Z.12) Doch merkt er auch, dass das Ganze nicht ihm schaden sollte: ,,Anscheinend soll es nicht mir an den Kragen gehen. Aber ihr. Und sie ist meine Frau." (S.48/unten) Dass nun auch Jason so viel von der Reise nach Kolchis erzählt, empfinde ich als langweilig. Dies könnte jedoch auch darauf zurückzuführen sein, dass ich bereits die Argonautensage gelesen habe und den Ablauf dieser Reise von dort her genaustens kenne.

Was mir in diesem Kapitel aufgefallen ist, ist die enorme Angst der Männer, den Frauen, ,,Weibern" wie sie sie nennen, unterlegen zu sein. Die Frau hat viel weniger Rechte als der
Mann. Das Zitat zwischen Kapitel 4 und 5 passt sehr gut hierzu: ,,Soblad die Weiber uns gleichgestellt sind, sind sie uns überlegen." Cato

Medea hat ein sehr ausgeprägtes Selbstbewusstsein.

Immer wieder spielt der Tod von Absyrtos eine tragende Rolle, doch der Leser hat keine Ahnung, ob es denn nun Medea war, die ihn umbrachte oder nicht.

Obschon Medea ihm und seiner Karriere schadet, lässt er sie nicht im Stich. Sie scheint ihn magisch anzuziehen.

III Agameda

Agamedas Mutter ist mit Medea befreundet gewesen und als sie ein schreckliches Fieber befallen hat, hat Medea all ihre Künste aufgeboten, sie zu retten, doch das Fieber hat sie ,,aufgefressen". Danach hat Medea Agameda in ihre Schülerinnenschar aufgenommen. Zu Agamedas Enttäuschung, hat Medea sie von sich ferngehalten und ihr die Zuneigung entzogen, nach der sie so sehr brennt. Später sagt Medea ihr beiläufig, sie hätte doch sicher verstanden, dass sie sie strenger habe behandeln müssen als alle anderen, damit man ihr nicht nachsagen könne, sie ziehe die Tochter ihrer Freundin den anderen vor. (S.100/2.Abschn.) Da hat Agameda angefangen, sie zu hassen.
Nun will sich Agameda an Medea rächen und sie schliesst sich mit Presbon zusammen, der Medea ebenfalls hasst. Mit ihm geht sie zu Akamas und erzählt diesem, wie sie Medea gesehen hat, die der Königin gefolgt sei. Auf einmal merkt Agameda, dass es hier um Leben und Tod geht, doch das scheint ihr gleichgültig zu sein: ,,Wäre ich auch zu Akamas gegangen, wenn ich gewusst hätte, dass der Brocken, den wir da auf Medea gewälzt hatten grösser war, als wir gedacht hatten, fragte ich mich, und die Antwort steht klar vor mir: Ja. Auch dann. Und sogar dann, wenn dieser Brocken mich mit erschlagen würde." (S.92,93/Z.27) Der Hass Medea gegenüber ist so gross, dass Agameda alles dafür tut, um ihr schaden zu können, koste was es wolle. Dafür schläft sie mit Presbon und Akamas und riskiert ihr eigenes Leben. Sie ist eine richtige Spielernatur. ,,Wenn ich mich irrte, konnte ich alles verlieren, aber ich setzte auf meinen Instinkt." (S.94/2.Abschn.) Sie liebt die Ungewissheit.
Akamas scheint Medea jedoch nicht gleich überführen zu wollen, er mag sie wohl irgendwo. Doch als er erfährt, dass sie sich heimlich mit der Königin getroffen hat, wird er wütend und sagt, er wolle Presbon und Agameda nicht länger zumuten, ihr Wissen für sich zu behalten. So kommen die beiden überein, nur je einer Person von dem Verdacht, Medea habe ihren Bruder getötet, zu erzählen. Sie sind neugierig, wie schnell das Gerücht sich verbreiten würde. Nach zwei Tagen wissen alle Bescheid und dann geht Medea zu Agameda: ,,Hör mal, du weißt doch ganz genau, dass ich mit dem Tod von Absyrtos nichts zu tun habe." ,,Und du, Medea, solltest wissen, dass eine Schwester ihren Bruder auf verschiedene Weise auf dem Gewissen haben kann." (S.105/Z.4). Könnte es sein, dass Agameda Medea die Schuld am Tod ihrer Mutter gibt?

Was macht Agamedas Hass so stark? Kämpfte sie ihr Leben lang um Ansehen, das sie nie bekommen hatte? Sie sagt von sich selber, sie sei nicht hübsch. Sie hatte wohl kein Selbstwertgefühl, und hätte Lob gebraucht um eines aufbauen zu können. Sie sagt: ,,Ich durfte mit zehn Jahren bei Medea lernen, das war mein heissester Wunsch gewesen, seit ich denken konnte. Medeas Art zu leben erschien mir als die einzig erstrebenswerte." Und jetzt hasst sie sie.

Allgemein:
Christa Wolf versteht es ausgezeichnet sich in ihre Figuren zu versetzen. Mir scheinen die versch. Kapitel von versch. Autoren verfasst zu sein, so sehr kann sich Ch. Wolf den Stimmen anpassen. Mir persönlich ist die Figur Medeas am sympathischsten wogegen Jason eine eher langweilende Wirkung auf mich hat, und Agameda mir äusserst unsymp. erscheint mit ihrem ungezügelten Hass.

IV Medea

Medea spricht zu ihrem verstorbenen Bruder. Sie erzählt ihm, dass sie nun seines Mordes beschuldigt wird. Und nun wird der Leser über diese Vorgänge endlich aufgeklärt.
Die Art, wie König Aietes Kolchis regiert, hat immer mehr Kolcher gegen ihn aufgebracht. Die Idee, dass ein neuer König einen Wandel schaffen könnte ist naheliegend. Zu dieser Zeit gibt es in Kolchis Frauen, die die alten Bräuche wieder einführen wollen. Und so greifen auch diejenigen auf diese Bräuche zurück, die Aietes ersetzen wollen, unter ihnen Medea und ihre Mutter. Nach einem der alten Bräuche darf ein König nur zweimal sieben Jahre lang regieren und muss sein Amt dann weitergeben. Doch Aietes ist auf ihr Erscheinen vorbereitet und sagt, er wolle sich genau diesem alten Brauch beugen und mehr noch, er werde für einen Tag seine Würde niederlegen, und an diesem Tag seinen Sohn und künftigen Nachfolger, Absyrtos, König in Kolchis sein lassen, wie es seine Vorväter getan hätten. ,,Soweit würdet ihr ja nicht gehen zu verlangen, dass nach den ältesten Ritualen entweder ich oder mein junger Stellvertreter geopfert werden muss." (S.114/Z1)

Medea ahnt nun, dass einer der Günstlinge des Aietes den Frauen mit den alten Bräuchen einen Wink gegeben hat. Diese dringen dann in der Nacht durch einen Eingang, ,,der in jener Nacht merkwürdigerweise nicht bewacht wurde, was sie merkwürdigerweise wussten", in das Zimmer des Aietes ein, bringen ihn um und verstreuen seine vorerst zerhackten Überreste anschliessend auf einem Acker, wie es Brauch war in alten Zeiten. Medea fühlt sich nun schuldig am Tod ihres Bruders, da auch sie sich auf einen dieser alten Bräuche gestützt hat. ,,Dadurch, dass ich das nicht verhinderte, dass ich es noch beförderte, habe ich zu deinem Tod beigetragen." (S.116/Z14)
Medea sucht dann Absyrtos Stück für Stück auf dem Acker, mitten in der Nacht, zusammen, nimmt diese Stücke mit auf die ,,Argo" und wirft sie von dort aus ins Meer. ,,Auch meinen Argonauten ist dieses Bild in die Glieder gefahren: eine Frau, die unter wilden Schreien die Knochen eines Toten, die sie bei sich trug, gegen den Wind ins Meer wirft. Ich müsse mich nicht wundern, meint Jason, wenn ihnen das Bild jetzt wieder einfällt und sie unsicher macht, was sie denken sollen, so dass sie nicht als Zeugen für mich auftreten wollen." (S.119/Z.4)
Und dann erfährt der Leser auch wem die Knöchelchen gehörten, die Medea unter dem Palast gefunden hat: Iphinoe, der Königstochter. ,,Er hat es befohlen. Er hat sie aus dem Weg haben wollen, Iphinoe. Er hatte Angst, wir würden sie an seine Stelle setzen. Und das wollten wir auch. Wir wollten Korinth retten." So hat Merope zu Medea gespro-chen.
Medea erzählt, wie sie mit Jason auf der Insel, auf der Kirke, die Schwester ihrer Mutter, lebt, halt gemacht hat, um die Bluttat Absyrtos′ zu sühnen.

Allgemein:
Mir gefallen die vielen Gedanken die sich Medea macht. In diesem Kapitel zum Beispiel die Sache mit dem Lügen auf Seite125: ,,Nicht lügen können ist eine Behinderung." ,,Die hier, Absyrtos, sind Meister im Lügen, auch im Sichselbst-Belügen." Diese philosophischen Züge der Geschichte gefallen mir ausserordentlich.

Ein Zufall, dass Absyrtos und Iphinoe aus dem selben Grund sterben mussten? Vielleicht erfährt man noch mehr darüber...
V Akamas

Akamas erzählt, wie er Medea zum erstenmal gesehen hat und wie sich seine Beziehung zu ihr im Verlaufe der Zeit verändert hat. Er scheint zu wissen, dass sie Absyrtos nicht umgebracht hat, er unternimmt jedoch nichts dagegen, aus Angst, von der rollenden Lawine mitgerissen zu werden. Akamas schildert, wie er Agameda und Presbon verabscheut: ,,Dieser eitle törichte Presbon. Diese in ihrem Hass verblendete Agameda. Hemmungslos folgen sie ihren Trieben. Welche Lust wäre es mir gewesen, sie mit ihrer gehässigen Denunziation nicht nur abzuweisen, sondern sie wegen übler Nachrede steinigen zu lassen." (S.150/2.Abschn.) Und trotzdem will er Medea nicht helfen.
Akamas erinnert sich zudem an den Mord Iphinoes. Es habe zwei Parteien gegeben: Die eine habe auf der Seite des Königs Kreon, die andere auf der Seite der Königin Merope gestanden. Meropes Partei hat gefordert, Kreon durch Iphinoe zu ersetzen, wie es die alten Bräuche verlangen, die das Volk zu jener Zeit hat wiederaufnehmen wollen. Kreon ist nicht einverstanden gewesen, und so hat er seine Tochter von Priestern im Geheimen opfern lassen. Die Amme habe sie dabei begleitet. ,,Die Amme ist natürlich geisteskrank geworden..." (S.148/Z.2) ,,...eines Tages fand man ihren zerschmetterten Körper unterhalb der Klippen. Sie habe den Verlust ihres Brustkindes nicht verwinden können." (S.148/Z.7) König Kreon hat dann verlauten lassen, seine Tochter wäre entführt worden und habe anderswo einen Prinzen geheiratet.

Er ist wohl eine eher neutrale Person und mischt sich nicht gerne in andere Schicksale ein.

Diese Einstellung Agameda und Presbon gegenüber ist hier neu für den Leser, sie ist bisher nicht zur Geltung gekommen.

Er hat wahrscheinlich recht grossen politischen Einfluss. Er verschafft sich von überall her seine Informationen und bekommt sie auch. So weiss er auch wie genau die Opfergabe - Iphinoe - vor sich ging. Siehe Seite147.

Merkwürdig, dass Absyrtos′ und Iphinoes Schicksale gleich ergründet sind: Königswechsel. Beide werden geopfert. Beide alten Bräuchen wegen... ein Zufall?

VI Glauke

Glauke erinnert sich, wie sich Medea um sie gekümmert hat. Wie sie ihr neue Kleider hat nähen lassen und ihr Arinna zur Freundin gemacht hat. ,,Fast hätte ich mich wie irgendein anderes Mädchen gefühlt." (S.159/Z.14) Durch diese Veränderungen in Glaukes Leben, die Medea zu verdanken sind, ist Glauke eine Zeit lang gesund gewesen und hat kein ,,Ungemach" mehr erleben müssen. Medea ist eine Art Psychologin für Glauke gewesen, sie hat sie therapiert. Sie hat Glauke gewisse Ängste nehmen können, indem sie ihr geholfen hat, sich an die schlimmen Ereignisse, die Glauke bisher verdrängt hat, zu erinnern. ,,...ich solle mir die Zeit nehmen und mir ein Herz fassen und mich an einem inneren Seil hinunterlassen in die Tiefe in mir, die ja nichts anderes sei als mein vergangenes Leben und meine Erinnerung daran." (S.165/Z.13) Ihr kommt wieder in den Sinn, wie sich ihre Mutter und ihr Vater gestritten haben, wie sie ihre Schwester Iphinoe inmitten bewaffneter Soldaten gesehen hat, die sie weggeführt haben, und ihr kommt in den Sinn, wie die Mutter seit jenem Tag des Verschwindens von Iphinoe sie, Glauke, gemieden hat, nie mehr ein Wort mit ihr gesprochen hat, sie nie mehr angesehen hat. Sie kann sich an alles wieder erinnern.

Doch dann muss jemand dem König zugetragen haben, dass Medea Glauke häufig und regelmässig besucht, denn dann ist Turon Glauke als Beschützer zugeteilt worden und ihr sehr wahrscheinlich alles Böse über Medea eingeredet worden, denn das ganze Kapitel erzählt Glauke in der Vergangenheit und immer wieder betont sie, dass sie Medeas Name nicht mehr aussprechen darf. ,,...ich muss den Namen dieser Frau aus meiner Erinnerung tilgen, ich muss mir diese ganze Person aus dem Kopf schlagen, sie mir aus dem Herzen reissen..." (S.158/Z.14) Sie sagt, Medea habe alles nur aus Berechnung gemacht, ihretwegen wäre nun die Pest in der Stadt ausgebrochen. Doch, am Ende des Kapitels, wo sie wieder einen ihrer Anfälle erleidet, spricht sie in Panik den Namen der Frau, den sie vergessen sollte: ,,Es kommt wieder, ich spüre es, schon würgt es mich, schon schüttelt es mich, ist denn keiner da, hilft mir denn keiner, fängt mich denn keiner auf, Medea."

VII Leukon

Leukon sitzt mit Medea zusammen auf seinem Turm und unterhält sich mit ihr. ,,Diese Gewohnheit unserer nächtlichen Treffen haben wir nicht aufgegeben..." (S.186/Z.16) Sie sprechen über Oistros, Medeas Geliebten, zu dem sie nun fast ohne jede Vorsichtsmassnahme geht. Leukon erinnert sich daran, wie eines Nachmittags einer seiner Schüler die Treppe heraufgehetzt ist um ihm zu agen, dass der Pöbel Medea durch die Strassen jage. Leukon ist sofort zu Akamas gegangen und hat ihm gesagt, dass er alles wisse, auch dass er den Pöbel zu dieser Tat angestiftet (bezahlt) hat, doch Akamas antwortet ihm nur, dass er ihm dies zuerst noch beweisen müsse. (S.199) Kurz nachdem Medea durch Oistros, den sie bei eben dieser Gelegenheit kennengelernt hat, in Sicherheit gebracht worden ist, ist ein Erdbeben ausgebrochen, das viele Menschen tötet. Trotz der Warnung von Ärzten vor einer Katastrophe, hat das Königshaus die Toten nicht unter den Trümmern hervorholen lassen, und die befürchtete Pest ist ausgebrochen. Die Ursache für den Niedergang Korinths hat für die Korinther einen Namen: Medea. (Siehe Zitat am Kapitelanfang)

Leukon erzählt, Akamas habe ihn rufen lassen und ihm gesagt: ,,Wir haben die Pest in der Stadt." (S.206/Z.2) ,,Wir verlassen die Stadt" (S.206/Z.6) Und dann: ,,Deine Medea wäre gut beraten, wenn auch sie sich aus Korinth entfernen würde." Was er damit wohl sagen will?

Allgemein:

- die Zitate am Anfang der Kapitel gefallen mir
- z.T. sind die Sätze sehr lang, teilweise jedoch auch kurz und sogar unvollständig
- interessante Kapitelunterteilung: Personen -> versch. Sichtweisen
- alle können immer nur mit Medea über ihre Probleme reden

Jetzt soll es Medea an den Kragen gehen, sie wird als die Schuldtragende dargestellt.

??? "Aber ihr werdet doch nicht." ,,Warum nicht."???

VIII Medea

Medea sitzt in einer fensterlosen, dunklen Kammer und wartet auf den Gerichtsbeschluss. Sie erzählt, wie es dazu gekommen ist. Medea ist zum Artemis-Fest der Korinther gegangen. Auf dem Weg dorthin hat Arinna sie davon abhalten wollen, sie hat aber nicht mit ihr mitgehen wollen. Medea erinnert sich, wie sie die unheilvolle Gewalt, die sich in der Menschenmenge zusammengeballt hat, richtig gespürt hat. 20 Stiere sind alle auf einmal geopfert worden. Es sei das schrecklichste Geräusch gewesen, das Medea je gehört habe. Dann sind plötzlich zwei Wachen herbeigeeilt gekommen mit der Nachricht, ein Trupp Gefangener habe sich mit Hilfe eingeschmuggelter Waffen aus seinem Verlies befreit und in der Totenstadt einige der reichsten Gräber aufgebrochen und ausgeraubt. Darauf hat sich die Menschen-menge an den im Tempel um Asyl suchenden Gefangenen rächen wollen, doch Medea ist ihr vorausgeeilt und hat die Priesterinnen dazu bringen können, mit einem Balken die Tür zu verriegeln. Medeas Tat ist jedoch aufgeflogen. Die Menge hat sie in den Tempel gedrängt, wo auf einmal der Anführer direkt vor ihr gestanden istt. ,,Was sagst du jetzt?" hat dieser gebrüllt und Medea hat leise gesagt: ,,Nehmt nur einen." (S.230/Z.2) Das haben sie dann auch getan, und diesen Mann geopfert. ,,Den habe ich auf dem Gewissen." (S.230/2.Abschn.) Medea hat der Anblick der an der Artemis-Statue angehefteten Stierhoden geekelt, und so hat sie daraufgespuckt, doch die Korinther haben nichts dagegen unternommen. Medea hat unberührt weggehen können.
Da Akamas bewusst das Ereignis der Mondfinsternis verschwiegen hat, ist dies als der Weltuntergang betrachtet worden, dessen Schuld Medea angehängt wird.
Diese hat zu den Kolcherinnen gefunden, die das Frühlingsfest feiern. Plötzlich hat der Lärm einer Axt das Fest unterbrochen. ,,In unserem heiligen Hain schlug jemand einen Baum. Der Unselige war des Todes." (S.235/Z.19) Die Frauen - ausser Medea, die durch Oistros aufgehalten worden ist - haben Turon das Geschlecht abgeschnitten. Medea hat darauf mit den blutstillenden Kräutern, die sie immer bei sich trägt, Turon das Leben gerettet, und ihn mit Oistros in die Stadt getragen. Am nächsten Morgen haben sie Medea geholt. Sie hätte die Weiber angeführt, die dem Turon Gewalt angetan haben.
Arethusa ist von der Pest befallen worden und daran gestorben.

Medea beschreibt ihr Teilnehmen an diesem Fest als eine Art inneren Zwang/Drang. Nicht mit diesen Worten, doch sie sagt, sie ,,könne" nicht mit Arinna mitgehen, obwohl sie eigentlich wollte.

Medea rettet Turon das Leben und ,,zum Dank" dafür verrät er sie. Korinthische Denkweise??

IX Jason

Jason erzählt, wie der Gerichtsentschluss für Medea ausgefallen ist. Agameda hat ein Bild von Medea entworfen, das Medea zwar sehr ähnlich ist, jedoch eine ganz andere Person vor den Augen des Gerichts hat entstehen lassen. Eine Person, die planmässig den Untergang des Königshauses betrieben hat. Das Gericht entscheidet: Verbannung, ohne die Kinder. Agameda und Glauke haben sich zum Erstaunen aller dafür eingesetzt, ihr die Kinder mitzugeben, vergeblich.

Auch denkt Jason über Glauke und seine Zukunft mit dieser Frau nach. ,,Wer sagt denn, dass ich dieser armen Glauke, wenn sie meine Frau sein wird, ein Kind machen werde. Es ist ja nicht gerade überschäu-mende Lust, die mich anfällt, wenn ich durch ihre unförmigen schwarzen Kleider ihre Knochen spüre." (S.247/Z.22)
Jason geht noch zum letzten Mal zu Medea, die gerade ihre Sachen packt. Das Letzte was sie ihm sagt ist: ,,Schade um dich, Jason." (S.249/Z.17) Sie sehen sich nie wieder.

Den zweitletzten Abschnitt dieses Kapitels (S.249/250) habe ich nicht ganz verstanden. Was will Jason damit sagen, wenn er von der überspülenden Lust spricht und sagt, man soll die Weiber nehmen, ihren Widerstand brechen. Hat er dort noch mit Medea geschlafen?

X Leukon

Leukon trauert um Arethusa. Er hat einen Stern nach ihr benannt.
Er sagt, er habe fast so etwas wie Neid verspürt, als er gesehen habe, wie Medea aus der Stadt geführt worden sei. Neid weil Medea nun frei ist von innerem Zwiespalt, wie er sagt. Zuletzt hat Medea noch ihre Arme gegen Korinth erhoben und mit letzten Stimmkraft verkündet, Korinth werde untergehen. Bevor sie weggeführt worden ist, hat sie ihre beiden Jungen zu den Priesterinnen gebracht und jene dazu verpflichtet auf sie Acht zu geben, was jene aus Furcht und Mitleid versprochen haben.
Leukon erzählt, dass sich Oistros seit Medeas Verbannung verbarrikadiert hat, und sich zu Tode arbeiten will.

Leukon erinnert sich noch, wie er am Tag von Medeas Austreibung wie betäubt in einem Gang des Palastes gesessen ist, und was er dann gesehen hat. Drei Knechte haben einen leblosen Körper, ganz in weiss gekleidet, aus dem Brunnen gezogen - Glauke. Akamas hat dann verbreitet, Medea habe Glauke ein vergiftetes Kleid geschickt, das Glauke die Haut verbrannt habe. Abkühlung suchend sei Glauke dann in den Brunnen gesprungen.
Eine Magd Glaukes, hat dann aber erzählt, was wirklich geschehen ist. Medea habe vor der Gerichtsverhandlung Glauke ihr weisses Kleid als Geschenk überreicht, es soll ihr Hochzeitskleid sein, und ihr viel Glück gewünscht. Glauke habe sich weinend bedankt. Im Palast habe Glauke dann geweint und sich das weisse Kleid von Medea bringen lassen. Dann habe sie an die frische Luft gehen wollen und draussen im Hof hätten sie dann die Magd und einige Wachen listig in immer kleiner werdenden Kreisen zum Brunnen geführt, und plötzlich sei sie auf den Rand gesprungen, und habe einen Schritt ins Leere gemacht.

Seit diesem Selbstmord ist Jason auf der Strasse. Aus seinem Traum König zu werden, ist nichts geworden.

Leukon erzählt auch das Unfassbare: einige Männer aus der Stadt haben Medeas Jungen getötet - gesteinigt. Sie hätten es nicht anders verdient.

XI Medea

Medea hat in einer Höhle Unterschlupf gefunden, wo sie sich von Flechten, Käfern, kleinem Getier und Ameisen ernährt.

Sie erfährt durch Arinna, dass ihre Kinder getötet worden sind, und dass nun verbreitet wird, sie selber, Medea, habe dies getan. Um dieser Lüge noch etwas mehr Glaubhaftigkeit zu verleihen, sind im siebten Jahr nach dem Tod der Kinder sieben Mädchen und sieben Jungen aus edlen Familien ausgewählt worden. Ihnen sind die Köpfe geschoren worden, und anschliessend sind sie in den Heratempel geschickt worden, wo sie ein Jahr haben verweilen müssen, Medeas toten Kinder zu gedenken. Diese Zeremonie wird alle sieben Jahre wiederholt.
,,So ist das. Darauf läuft es hinaus. Sie sorgen dafür, dass auch die Späteren mich Kindsmörderin nennen sollen." (S.268/4.Abschn.)
Zuletzt verflucht Medea sie alle: Akamas, Kreon, Agameda, Presbon.

Medea zeigt keine Gefühle der Trauer, als sie erfährt, dass ihre Kinder grausam umgebracht worden sind.

Medea fühlt sich verlassen. Es sei niemand da, den sie fragen könnte, ob es eine Welt gäbe, in die sie, Medea, passen würde.

Quelle: Hausarbeit.de

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