Fundkontexte griechischer Keramik in Kolchis und Iberien: Möglichkeiten und Grenzen der Interpretation

Ulrich Sens, M.A.

(Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Klassische Alertumswissenschaften)


Um die in den antiken Quellen genannten, allerdings nicht ausgegrabenen bzw. lokalisierten, griechischen Kolonien der östlichen Schwarzmeerküste, Phasis, Gyenos und Dioskurias, gruppieren sich kleinere Siedlungen, Einzelgehöfte und Gräber mit griechischer Keramik, die teilweise bis in die 1. Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. zurückreicht. Besonders erstaunlich ist die große Anzahl griechischer Gefäße, die in Pitschwnari zutage kam, einem Fundort, der von keinem antiken Autor erwähnt wird. 

Im Binnenland der Kolchis und der sich östlich anschließenden Landschaft Iberien läßt sich die Verbreitung griechischer Keramik entlang der Flußtäler von Rioni, Kvirila und Kura beobachten. Sie tritt in diesem Gebiet in archaischer und klassischer Zeit hauptsächlich in ‘Fürstengräbern’ auf, die sich durch ein bestimmtes Inventar (Schmuck und Gefäße aus Edelmetall, Pferdegeschirre, Importwaren, Waffen) auszeichnen.

Erst in hellenistischer Zeit erscheinen in der lokalen Keramik in größerer Anzahl Nachahmungen griechischer Formen, jetzt auch in Gräbern, die vermutlich einfacheren Bevölkerungsschichten zuzuschreiben sind.

Für das Küstengebiet machen die Kartierung von Funden griechischer Keramik im Umland der Kolonien und die Interpretation der entsprechenden Fundkontexte deutlich, daß auch hierdurch Rückschlüsse auf die ‘zentralen’ griechischen Niederlassungen möglich sind, wenn auch andere Fundgattungen, wie etwa Inschriften, Stelen oder Münzen, größere Aussagekraft besitzen. Insbesondere bei Keramikfunden in Gräbern sind aufgrund der oft schwierigen oder unmöglichen ethnischen Zuweisung der Interpretation enge Grenzen gesetzt. 

 Literaturauswahl

 Allgemein, mit ausführlichen Bibliographien: 

Braund, D., Georgia in Antiquity (Oxford 1994).
Lordkipanidse, O., Archäologie in Georgien (Weinheim 1991).

 Zu ausgewählten Fundorten:

Gagošije, It’xvisis samarxi, Sak’art’velos saxelmcip’o muzeumis moambe 25 V, 1968, 31-46. 
Kachidze, A., Vostotschnoe Pritschernomore v antitschnuju epochu (Batumi 1981)
Kvirkvelia, G., On the Early Hellenistic Burials of North-Western Colchis, AA 1995, 75-82.
Lordkipanidse, O., Vani - ein antikes religiöses Zentrum im Lande des Goldenen Vlieses (Kolchis), JbZMusMainz 1995, 353-401. 
Ders., Phasis. The river and city in Colchis (Stuttgart 2000).
Lordkipanidzé, O. - Lévêque, P. (Hrsg.), Le Pont-Euxin vu par les Grecs (Paris 1990).
Lordkipanidzé, O. - Lévêque, P. (Hrsg.), Sur les traces des Argonautes (Paris 1996).
Lordkipanidzé, O. - Lévêque, P. (Hrsg.), La mer Noire. Zone des contacts (Paris 1999).
Mik’elaje, T.K., Rionis k’vemo celis ark’eologiuri jeglebi (Tbilisi 1978). 
Nadiraje, D., Sairxe - sak’art’velos udsvelesi kalaki (Tbilisi 1990). 
Šamba, G.K., Ešerskoe gorodištsche (Tbilisi 1980). 
Tsetskhladze, G., Pichvnari and its environs (Paris 1999)
Ders., Die Griechen in der Kolchis (Amsterdam 1998).
Trapš, M.M., Drevnii Suchumi. Trudy I (Suchumi 1969).
Voronov, J.N., Novye materialy anti noi epochi is okrestnostjei Dioskuriady, SovA 1991, 225-234.
Ders., Dioskuriada-Sebastopolis-Zchum (Moskau 1980).
Ders., Achul-Abaa - poselenie antitschnogo vremeni v okrestnostjach Suchumi, Materialy po archeologii Abchasii, 1979, 32-36.

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